Montag, 12. August 2019

Coming back to Germany

Zwei Jahre! Zwei Jahre ist der letzte Post nun schon her, und wie ihr euch denken könnt, ist einiges passiert. Ich fange mal ganz chronologisch an: Als ich aus Kanada wieder kam, war es in der ersten Zeit natürlich sehr eigenartig, besonders mit der Sprache, meine deutschen Sätze hatten englische Satzstellungen und ich brauchte immer etwas Zeit um die deutschen Wörter zu finden! Ich hatte ja das ganze Jahr nur Englisch gesprochen und kaum mit meinen Eltern oder anderen Leuten aus Deutschland Kontakt. Nach einem äußerst beunruhigendem Flug von Montreal aus also (wo ich meine Kreditkarte vorher verloren hatte und Übergepäck hatte, also einige Kleidungsstücke, darunter meine geliebte Schneehose am Flughafen in den Müll geben musste...) mit entsetzlichen Turbulenzen wie ich sie noch nie erlebt habe, auf allen 30 Flügen, die ich vorher schon mitgemacht habe, und ohne funktionierendes Kartensystem (das wurde angesagt, ich habe wirklich mein Testament geschrieben, kam ich eine Stunde zu früh am Flughafen in Amsterdam Schiphol an. Ich war komplett übermüdet, total fertig und hatte natürlich den riesigen Koffer mit 20 kg dabei. Meine Mutter wollte natürlich, dass ich ein bisschen was erzähle, es war unglaublich schwierig, einfach aufgrund der Sprache. Long story short, ich kam so zurück, dass die deutsche Schule noch drei, vier Wochen lief und ging natürlich in den Unterricht. Unglaublich! In Mathe verstand ich kaum ein Wort, ich hatte ja noch nie über Ableitungen gehört! Zeitlich passend kam ich auch, dass ich an der Französisch-Reise der Schule teilnehmen konnte, obwohl das einzige französisch, was ich je gelernt habe, in Kanada ein halbes Jahr in der highschool war, in Deutschland hatte ich offiziell Französisch für die 10. Klasse gewählt und dann wieder abgewählt, hatte also an meiner Schule gerade einmal vier Stunden Französisch jemals gehabt. Aber es war sehr interessant, Frankreich, Chartres, Versailles... Alles Orte, wo ich nie vorher bewusst war. Dann standen Ferien an, und da merkte ich es ganz extrem, das Loch, in das ich fiel. Ich würde es schon depressiv nennen, denn vorher kam ich herum, jedes Wochenende ein anderes Turnier, immer Leute um einen herum, es ist ja nie wirklich ruhig, wenn man in einem internat mit 80 Mädchen zusammen lebt, und es gibt ja immer was zu tun, Training, der Tag ist durch getaktet. Jetzt kam ich also zurück in mein kleines Dorf, wo sich nie etwas tut, in das große Haus, wo, wenn überhaupt meine Eltern und mein Bruder sind. Es war sehr schwierig, ich habe mich gefühlt, als wäre ich in eine Grube gefallen, als wäre ich gefangen an einem schrecklich kleinen und eintönigen Ort, was sich nach der großen Freiheit der Welt unglaublich beengend anfühlte. Ich hatte ja jetzt auch keinen Sport mehr wirklich, und ich fühlte mich nicht in der Lage, selbst Sport zu machen, es war ein Teufelskreis, ich machte nichts und war deshalb nicht so fit, und dadurch war ich demotiviert und ernüchtert und schämte mich, und dadurch konnte ich mich nicht dazu motivieren, etwas zu tun. Ich habe innerhalb von anderthalb oder zwei Monaten bis zu 10 Kilogramm Muskeln verloren, unfassbar, nicht wahr? Was mir etwas half, etwas Beschäftigung gab und bald auch einen neuen Freundeskreis (meine beste Freundin hatte in der Schule nun andere Freunde, mit denen ich mich leider nicht verstand), war, dass mir mein Bruder League of Legends zeigte, ein Computerspiel, wo man zusammen mit vier anderen Leuten gegen fünf andere spielt. Es gab mir eine Beschäftigung und Ablenkung, und ich habe dadurch viele Freunde gefunden. Nur bis heute habe ich immer noch das Problem, dass ich mich nicht ganz wohl fühle, Sport zu machen, ich habe immer das Gefühl, dass ich zu wenig mache und zu schwach oder schlecht bin, wie gesagt, ein deprimierender und kontraproduktiver Impuls. Sport macht mich mittlerweile nur noch traurig, auch wenn andere Leute darüber reden, ich vermute, das sollte ich irgendwann mal wieder ändern und mich wieder "rantasten", wie eine Traumatherapie praktisch, aber zur Zeit habe ich einfach genug, obwohl ich die letzten Jahre wieder recht viel gemacht habe. Aber dazu mehr in den nächsten Posts, ich hoffe ihr habt euch gefreut, von mir zu hören, ich bin gerade am Meer und genieße jetzt noch etwas den Tag, und ihr werdet auch erfahren, was mich motiviert hat, wieder zu schreiben.